Eine Weihnachtsgeschichte für MikrowellenErrorOpfer
In einem Dorf im Frankenwald, an dessen Namen ich mich jetzt nicht erinnern will, lebte vor langer Zeit ein kleiner Junge, an dessen Namen ich mich auch nicht erinnern will. Inzwischen ist aus dem kleinen Jungen ein ausgewachsener Vielfraß geworden und heutzutage wird er von einigen Dummköpfen Gaißenpeter genannt.
Damals kam am Heilig Abend eine Oma mit einem großen Paket Lebkuchen
von der Lebkuchen-Fabrik Schmidt in der schönen Lebkuchenstadt Nürnberg
und einer Flasche Rotwein zu Besuch. Die Flasche Rotwein hatte sie im
Frühjahr vom Bürgermeister zum Geburtstag geschenkt bekommen. Die
andere Oma, deren Mann ins KZ verschleppt wurde, weil er Kommunist und
Gewerkschaftsmitglied war, ließ sich von einem entnazifizierten Ex-Nazi
nichts schenken. Der Opa der übriggeblieben war, ging mit den Kindern
in die Kirche. Die Mama und die beiden Omas gingen nicht mit, weil sie
dem Christkind helfen mussten. So wurde es wenigstens den Kindern
weisgemacht. Damals gab es noch echt total absolut wirklich richtig
kalte Winter und Global Warming und Treibhausgas halfen nicht beim
Heizkostensparen. Der Schnee auf der Straße wurde auch nicht
weggeräumt, denn damals gab es in jenem Dorf mehr Pferdeschlitten als
Autos. Und mit dem Auto zur Kirche zu fahren, auf die Idee wäre damals
sowieso keiner gekommen. Den vier Kindern machte es Spaß einen
Kilometer bis zur Kirche durch den frischgefallenen Schnee zu stapfen.
Ob es den alten Mann, der an Staublunge litt, gefallen hat, das weiß
der Gaißenpeter nicht mehr.
-----hier noch etwas über die unterschiede von damals und heute schwafeln
Die Häuser waren auch nicht mit
blinkenden Yankee-Firlefanz geschmückt und an den
Hauswänden hingen auch nicht massenhaft aufgeblasene
Plastik-Nicoläuse herum.
Als die Kinder und ihr Opa aus der Kirche
zurückkamen, hatte das Christkind tatsächlich einen
Weihnachtsbaum und einen Schafstall mit dem Jesuskind
und der Maria und dem Josef und Esel und Ochs und
Schafen und Hirten und allen drum und dran geliefert. Nur eine Gaiß war
bei der Krippe nicht dabei. Nichteinmal eine ganz
dürre. Und a Scheißerla a net. Und natürlich hatte
das Christkind auch Geschenke für die Kinder
gebracht, so wie man es von einem anständigen
Christkind erwarten kann. Außerdem hatte es aus der Flasche Rotwein und drei
bis vier Litern verdünnten roten Johannisbeersaft und
Zimt und Nelken und Honig einen Punsch fabriziert. Der
Punsch reichte den ganzen Heilig Abend für vier
Kinder, eine Mama, zwei Omas und einen Opa.
Heute kennt der Gaißenpeter zwei Dutzend Leute,
die pro Person und werktäglich eine Flasche Jim Beam saufen, zwei Liter
Bohnenkaffee
hinunterkippen, drei Schachteln Marlboro qualmen und sich als
Betthupferl noch eine halbe Schachtel Schlaftabletten reinschieben. Was
sie sich am heiligen Sonntag alles hineinpressen, darüber mag der
Gaißenpeter gar
nicht nachdenken. Wenn sich bei solchen Leuten
Gesundheitsprobleme einstellen, dann suchen sie die Ursachen dafür beim
erfolgsorientieren Bauern, der ihnen Insektizide auf den
genmanipulierten Mais gespritzt hat oder beim neidischen Nachbarn, der
an seiner Mikrowelle herumgefummelt hat.
Ein schönes Weihnachten noch und sauft nicht soviel.